Am 5. April 2025 trafen sich die Landesdelegierten des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe in Unna, um über die Zukunft der medizinischen Versorgung in Deutschland zu diskutieren. Ein zentrales Thema war die Einführung eines verbindlichen Primärarztsystems. Und es wurde klar, dass die Delegierten diese Pläne nicht nur begrüßen, sondern aktiv dafür eintreten. Ihr Ziel: Ein System, das auf dem bewährten Modell der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) basiert und sich nicht von diesem bewährten Ansatz entfernt.
Warum das HZV-Modell so gut funktioniert
Lars Rettstadt, der Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, sprach mit Nachdruck über die Vorzüge des bestehenden HZV-Systems. Es ist erfolgreich und bewährt, und das seit Jahren. Laut Rettstadt bringt dieses System nachweislich viele Vorteile – nicht nur für die Patientinnen und Patienten, sondern auch für die Praxisteams und das Gesundheitssystem insgesamt.
„Wir haben bereits ein funktionierendes System. Warum also etwas Neues erfinden, wenn wir bereits eine Lösung haben, die funktioniert?“, erklärte Rettstadt. Er betonte, dass es darum geht, das HZV nicht zu ersetzen, sondern weiter zu entwickeln. Ein systematisches Umdenken sei notwendig, um die Patientenversorgung in der Zukunft noch besser zu gestalten.
Die Bedeutung der Hausärzte im Gesundheitswesen
Ein Punkt, der während der Versammlung immer wieder aufgegriffen wurde, war die zentrale Rolle der Hausärzte im Gesundheitswesen. Die Delegierten lehnten das Modell ab, bei dem andere Fachärzte die primäre Betreuung von Patienten übernehmen könnten. „Primärarzt heißt Hausarzt“, so lautete der klare Standpunkt. Hausärzte sind die erste Anlaufstelle für Patienten, und ihre Rolle als Koordinatoren und Vertrauenspersonen im Gesundheitssystem kann nicht durch andere medizinische Berufe ersetzt werden.
Es ging darum, die Patientenversorgung nicht zu zerreißen, sondern durch eine gute Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Spezialisten zu optimieren. „Die Steuerung der Patientenversorgung durch Hausärzte ist entscheidend für die Zukunft“, sagte Rettstadt und fügte hinzu: „Nur wir als Hausärzte haben den direkten Draht zu unseren Patienten und können die beste Versorgung sicherstellen.“
Der Schutz von Praxisteams: Ein immer drängenderes Thema
Ein weiteres Thema, das die Delegierten sehr bewegte, war die zunehmende Gewalt in Arztpraxen. Ein erschreckender Vorfall in Ostwestfalen, bei dem ein Hausarzt von einem Patienten schwer verletzt wurde, zeigte die brisante Situation. Die Delegierten forderten vehement, dass auch die Praxisteams von Hausärzten unter den Schutz des Strafgesetzbuchesaufgenommen werden müssen.
„Es kann nicht sein, dass unsere Teams weniger Schutz genießen als andere Berufsgruppen, die ebenfalls Gewalt erfahren“, erklärte Dr. Jens Grothues, der 3. Vorsitzende des Verbandes. Die Delegierten setzten sich dafür ein, dass die Praxisteams künftig denselben Schutz genießen wie etwa Einsatzkräfte der Feuerwehr oder Notaufnahmen.
Telemedizin – Kein Ersatz für die persönliche Betreuung
Ein weiterer Punkt, der immer wieder angesprochen wurde, ist die Telemedizin. Viele haben sie als Zukunft der Medizin gefeiert, doch die Delegierten machten klar: Telemedizin ist kein Ersatz für den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patient. „Telemedizin kann in bestimmten Situationen hilfreich sein, aber sie sollte niemals die persönliche Betreuung durch den Hausarzt ersetzen“, so Lars Rettstadt.
Die Delegierten forderten, dass telemedizinische Dienstleistungen nur dann angeboten werden dürfen, wenn der Arzt oder die Ärztin auch in einer Praxis tätig ist und die Patienten auch vor Ort betreut. „Alles andere führt zu einer Fragmentierung der Patientenversorgung und wird weder medizinisch noch wirtschaftlich nachhaltig sein“, warnten sie.
Kommunikation und Zusammenarbeit: Der Schlüssel zu einer guten Patientenversorgung
Ein weiteres zentrales Thema der Versammlung war der Informationsfluss innerhalb der Arztpraxen und zwischen den verschiedenen medizinischen Einrichtungen. „Medizin ist Teamarbeit“, so das einhellige Motto der Delegierten. Doch Teamarbeit funktioniert nur, wenn alle Beteiligten nahtlos zusammenarbeiten können. Fehlende Kommunikation und schlecht funktionierende Informationsflüsse führen zu erheblichen Problemen bei der Patientenversorgung.
Die Delegierten forderten, dass alle an der Patientenversorgung Beteiligten – von den Hausärzten über Spezialisten bis hin zu nicht-ärztlichem Personal – für einen reibungslosen Informationsaustausch sorgen müssen. Ein effizienter Informationsfluss ist unerlässlich, um Patienten schnell und angemessen versorgen zu können. „Die Ärzteschaft und die Politik müssen die Notwendigkeit einer besseren Kommunikation anerkennen und endlich für eine Lösung sorgen“, sagte Rettstadt.
Fazit: Ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem
Die Landesdelegierten des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe haben mit ihrer klaren Haltung in Bezug auf das Primärarztsystem und den Schutz von Praxisteams ein starkes Zeichen gesetzt. Sie setzen auf ein bewährtes System, das nicht nur den Patienten, sondern auch den Ärzten und dem gesamten Gesundheitssystem zugutekommt. Mit den richtigen Anpassungen kann das Gesundheitssystem in Deutschland weiterhin auf Erfolgskurs bleiben.
Es wird Zeit, dass die Politik und das Gesundheitswesen den Weg der Hausarztzentrierten Versorgung als zukunftsfähiges Modell anerkennen. Es geht nicht nur um Veränderungen im System, sondern um den Schutz und die Förderung der Gesundheit der gesamten Bevölkerung.
Für mehr Informationen, besuchen Sie die offizielle Website des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe.